LT2, Teil 7. Jurbarkas-Šilūtė (7,8,9, 10, 11, 12)

 


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Quadrat 7. Text

Orte:

Nordufer: Jurbarkas – Kalnėnai – Smalininkai – Kazikėnai – Antūpiai

Südufer (Exkursion): Pervazninkai-Sudargas – und zurück

Nordufer

Von Jurbarkas nach Smalininkai geht’s auf der asphaltieten Hauptstraße. Die ehemaligen Fischteiche links der Straße bieten gute Möglichkeit zum Schwimmen.

Der heilige Fluss Šventoji

Wörtlich heißt er “Der Heilige Fluss”. Historisch ist er die Grenze zwischen den Baltischen Stämmen der Skalven und Memel(Nemunas)-Aukštaiten. Solche Orte waren Hort der Götter und in den Flüssen floss heiliges Wasser. Im 15. Jh. wurde dieses Flussbett auch auf Karten festgehalten und nach dem Ende der Kriege und dem Friedensvertag von Melno 1422 verlief hier die Grenze zwischen dem Litauischen Großfürstentum und dem Deutschen Ordensstaat. Diese Grenze bestand 501 Jahre bis zum Jahre 1923. Hinter diesem Fluss beginnt das, was man auf Deutsch“Memelland” und auf Litauisch “Klein Litauen” (Mažoji Lietuva) nennt, da hier eine große litauische Minderheit lebte, die eine eigene Entwicklung nahm.

Antšvenčiai

Hinter dem Fluss geht ein Schotterweg nach rechts. Nach etwa 1,5 km kommt man zum Dorf Antšvenčiai. Dort befindert sich der Geburtsort (gimtoji sodyba – 1)der autodidaktischen Künstlerin und Miniaturenbauerin Lidija Meškaitytė (1926–1993). Nachdem sie in ihrer Jugend Invalidin geworden war, zog sie sich lange von der Welt zurück und schuf. Die heutige Hausherrin des Hofes empfängt gerne Gäste, zeigt die archaische Hütte und das ganze Refugium der Künstlerin.

Smalininkai – der erste Schritt ins ehemalige Ostpreußen

An der Hauptstraße, wo rechts der Weg nach Antšvenčiai geht, da steht die alte Allee nach Smalininkai. Als erstes kamen Harz verarbeitende Handwerker hierher. Von einem litauischen Wort für Harz stammt der Name des Ortes. Nach dem Friedenvertrag von Meln(o) 1422 verlief hier die Grenze zwischen Litauen und den Gebieten des Deutschen Ordens, der Ort gehört zu den (deutschen) Ordensgebieten, hier befand sich hier eine Zollstation. 1810-11 wurde hier eine der schönsten Wassermessstationen gegründet, deren Überbleibsel – eine Steintreppe – am Hafen zu besichtigen sind. 1886-1888 wurde ein Hafen gebaut und in dem Städtchen expandierten Handel und Schiffbau. Das wohl wichtigste Geschäft aber war: Der Schmuggel zwischen Litauen (später: Russland) und Preußen (später: Deutschland). Mit Pferden, Fellen, Holz und Büchern, als verboten war, Litauisch im russischen Zarenreich mit lateinischen Buchstaben zu drucken. Hier wurden Schiffe für den Flusstransport über den Nemunas / die Memel gebaut. 1845 wurde die ev.-luth. Kirche ngeweiht, schon 1883 bekam der Ort eine Telegrafenstation. Interessantes historisches Denkmal ist der Alte Hafen (Senasis Uostas (2) aus dem 19. Jh. Hier wurde jedes Schiff auf der Memel (Nemunas) kontrolliert. Und über Winter lagen hier bis zu 60 Schiffe. In der Mittelschule (Vidurinė mokykla) gibt es ein Heimatmuseum (kraštotyros muziejus). Auf dem Friedhof stehen noch viele Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert, hier liegt auch die Künstlerin L. Meškaitytė begraben. Wir betreten die untergegangene Welt Ostpreußen: Einige der alten, preußischen Gebäude stehen noch und geben einen Vorgeschmack auf die Architektur im ehemals deutschen „Memelland“, das sich von Litauen deutlich unterscheidet. Richtung Westen (Šilutė/Heydekrug) beginnen auch die für das preußische Gebiet typischen Baumalleen (meistens Eichen), insoweit sie noch erhalten sind..

Vidkiemis

Der Ort ist im Westen an Smalininkai “herangewachsen”. Die zur Katholischen Kirche führende Straße führt bis zum Ev. –Luth. Friedhof (3). Auf ihm gibt es immer noch viele traditionelle Grabmale, vor allem (neogotische) Metallkreuze aus dem 19. Jh. / Anf. 20. Jh.; nach dem Ersten Weltkrieg verbreiteten sich Grabsteine. Einige Gräber haben auch noch kleine Metallzäune. Die Nachnamen (Jakstat, Kaspereit, Pupkulies) zeigen, dass hier die deutsche Sprache benutzt wurde, gleichzeitig waren sie aber auch Baltischer Herkunft.

Nach Viešvilė führt eine 1,3 km lange Eichenallee aus 186 Eichen.

Endrušiai

Endružiai (Endriušiai) beginnt am Ende der Allee. Rechts steht eine gelbe hölzerne ethnografische Hütte. Sie spiegelt alle Züge der volkstümlichen Architektur wider, darunter die vertikale Ausrichtung der Verschalung, Ziegeldach, verzierte Dachendbretter. Auf dem Weiterweg fällt ein hier seltenes historisches Denkmal auf – ein deutscher Soldatenfriedhof (4). Hier liegt 65 Soldaten und Offiziere begraben, die in den ersten Schlachten zwischen deutschen und sowjetischen Truppen 1941 in dier Gegend gefallen sind.

Von Endružiai kann man direkt nach Viešvilė fahren, doch lohnt sich auch eine Umweg über Kasikėnai.

Kazikėnai

Kasikėnai (Kazikėnai) ist ein seit dem 16. Jh. bekanntes bedeutendes Gut. Hier stehen Wirtschaftgebäude aus Feldsteinen und roten Backsteinen – typisch für das 19. Jh. Jetzt ist das Gutsgelände privat, die Gebäude restauriert. Man züchtet hier “Dänische Kaltblüter”, dabei handelt es sich natürlich um Zuchtpferde. Wer sich das aus der Nähe aus anschauen möchte, sollte sich zu einer Exkursion anmelden. In der Nähe des Guts, dort wo die Wälder von Smalininkai auf die Memel (Nemunas) treffen, gibt hervorragende Stellen zum Rasten.

Südufer (Exkursion)

Pervazninkai – Sudargas

2,2 km von Kiduliai: rechte Wegseite der Burgwall Kukarskė, 8,5 km der berühmte Sudargas. Während der Kämpfe mit den Kreuzritten war dies einer der bedeutensten Verteidigungspunkte – bis die Kreuzritter ihn 1317 niederbrannten. Aber auch später blieb der Ort berühmt. Im 16. Jh. gründete die Königin Bona hier ein königliches Dorf. Später herrschte hier der preußische Fürst Albrecht. 1724 gründet Jonas (Johan) Radvila (poln.: Radziwill) eine Stadt mit allen Privilegien (1792 mit Magdeburger Stadtrechten). Nach der Polnischen Teilung von 1795 befand sich Sudargas an den Grenzen zwischen Preußen, Russland und Polen. Die Einwohner pflegten zu sagen, dass wenn sie der Hahn weckte, dann wäre in drei Königreichen zu hören. Und während des Verbots, litauische Bücher zur drucken, wurde es zu einem wichtigen Schmuggelzentrum (über die Grenze von Preußen). So liegt auch der “Litauische Bücherträgerkönig”, der Priester Martynas Sidaravičius hier auf dem Friedhof begraben. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Ort völlig niedergebrannt. Den Atem der Vergangenkeit kann man auf dem Burgwall Grinaičiai spüren, auf dem Archäologen zufolge die berühmte Burg Sudargas gestanden haben soll. Über die Kämpfe an dieser Grenze kann man in der “Chronik der preußischen Lande” von Peter von Duisburg lesen. Zurück in der Gegenwart geht’s nach Kiduliai und über den Nemunas nach Jurbarkas.

Quadrat 8. Text

Orte: Antūpiai – Išdaigai – Viešvilė – Wald von Viešvilė – Žukai – Naujininkai

Forst Karšuva

Wald von Smalininkai-Viešvilė (Karšuva). Hinter Smalininkai geht’s über 20 km durch diesen Wald. Es ist mit ca. 44.000 ha das viertgrößte Waldgebiet in Litauen.An seiner Südseite vor allem in der Umgebung von Viešvilė herrschen Kiefern vor, sowie Gebiete von Sanddünen („Freunde der Radfahrer“).

Viešvilė

Aus den Wäldern fließt durch diesen Ort das gleichnamige Flüsschen. Und doch führen manche den Namen des Ortes auf den Fürsten Viševilčis (Wischewiltsch) zurück, der diesen Ort gegründet haben soll. In der Nähe gibt es einen kleinen See und bei diesem wiederum einen schönen Park und das von altersher bekannte “Gut Viešvilė”. Nicht weit davon befindet sich auch ein alter Burgwall. In den historischen Quellen wird der Ort bereits 1402 während der deutschen “Kreuzzüge” erwähnt. Hier wurde eine steinerne lutherische Kirche gebaut bei deren Bau nur teilweise rote Backsteine verwendet wurden. Sie hat einen separaten freistehenden Glockenturm. In der Schule, die zur evangelischen Kirche gehörte, lernten auch litauische Kulturschaffende im preußischen „Kleinlitauen“, Weggefährten von Jonas Bretkūnas (Johann Brettke) und Ludwig Rėza (Rehsa). Seit langem gab es hier eine private römisch-katholische Kapelle aus der 1863 eine Kirche wurde. Im 18.-19. war die beste Zeit: Der Ort wurde zu einem bedeutenden Zentrum der Holzverarbeitung mit einem eigenen Holzhafen, einem großen Sägewerk und einer Papiermühle. Besser kennenleren kann man die Ort im Volkskundemuseum (mokyklos kraštotyros muziejus) im 1905 errichteten Alten Schulgebäude (senasis mokyklos pastatas (5). Besuchswillige wenden sich an Arbeitstagen vormittags an die Bibliothek im gleichen Gebäude oder per Telefon an 8-447-49404. Daneben steht das größte Gebäude vor Ort, der 1902 gebaute Gerichtspalast (teismo rūmai), heute ein Kinderheim. Auf der anderen Straßenseite steht noch ein Museum, das “Heimathaus” (muziejus „Tėviškės namai“ (6), Besuchsvereinbarungen telefonisch unter 8-447-49387 oder 8-615-47622. Aus dem Stadtzentrum führt ein alte Kopfsteinplasterstraße nach Leipgiriai. Nach 700m sieht man links des Weges einen einige hundert Meter langen Buchenhain (bukų giraitė – 7). Ein weiterer Hain befindet sich 200m östlich vom Weg. Diese Wärme liebenden Bäume sind eine Seltenheit in Litauen. “Urlaub auf dem Lande” bei I. Banaitienė.

Ab Viešvilė weiter aus der Hauptstraße oder über Wald- und Feldwege durch die Dörfer Baltupėnai und Sokaičiai, die viele volkstümlich-traditionelle Züge bewahrt haben.

Žukai [1087]

Žukai (Žūkai) ist ein Kirchdorf 1,5 km von der Hauptstraße Šilutė–Jurbarkas entfernt. Die Ortsansicht wird von der neogotischen, modernistischen Architekur der ev.-luth. Kirche (evangelikų liuteronų bažnyčia (8) von Anfang 20. Jh. dominiert. Eigenartig ist der 90 Grad seitlich abgerückte gedrehte Kirchturm. Nach dem Krieg wurde die Kirche als Scheune genutzt und bis heute konnte ihr noch kein neues Leben eingehaucht werden. An der Kirche gibt es einen alten evangelisch-lutherischen Friedhof ( senos evangelikų liuteronų kapinės). Neben dem neuen Gebäude steht noch die alte Schule (senoji Žukų mokykla (9). In diesem Gebäude unterrichtete ab 1866 der Poet und litauische Aufklärer Kristupas Kropaitis, und 1877 ging hier der aus dem nahen Neudorf (Naujienos kaimas) stammende Vilius Gaigalaitis (1870–1945) in die Lehre, ebenfalls bekannte litauischer Kulturschaffender. Nach seiner Ausbildung zum ev.-luth. Pastor und dem Doktor der Philosophie war das vielseitige Werken von V. Gaigalaitis nur mit Jonas Basanavičius vergleichbar. Er diente als Pastor, arbeitete als Lehrer, war Professor an der Vytautas-Des-Großen-Universität in Kaunas, führte den Vorsitz in verschiedenen litauischen gesellschaftlichen Wissenschafts-, Wohlfahrts- und Kulturvereinigungen, schrieb literatur- und geschichtswissenschaftliche sowie theologische Abhandlungen, 25 größere und kleinere Bücher. Als Politiker vertrat er litauische Interessen und arbeitete für den Anschluss Kleinlitauens an Großlitauen…

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